Warum wir mit Signalen statt mit Befehlen oder Kommandos arbeiten
Wie nennst du es, wenn du deinem Hund „Sitz“ oder „Fuß“ sagst? Einen „Befehl“? Ein „Kommando“? Ich schätze, die meisten Hundehalter sagen tatsächlich Kommando dazu.
Wir sind vor einiger Zeit dazu übergangen, nur noch von „Signalen“ zu sprechen. Warum? Weil dieser Begriff bereits etwas darüber aussagt, welche Botschaft man seinem Hund vermitteln möchte.
Von einem Kommando oder einem Befehl wird erwartet, dass er ausgeführt wird. Und zwar umgehend und ohne Widerrede! Es ist eine klare Ansage an den Befehlsempfänger, nämlich den Hund. Ich sage dir etwas und du musst das machen, was ich dir sage. Klingt nach Druck, oder?
Ein Signal dagegen ist mehr ein Hinweis. Ich signalisiere dir, welches Verhalten ich von dir erwarte. Letztendlich erwarte ich genauso, dass mein Signal von meinem Hund befolgt wird. Zumindest, solange ich mir sicher bin, dass er weiß, was ich von ihm möchte.
Ist dann nicht egal, ob man Kommando oder Signal sagt, wenn das Ergebnis doch dasselbe ist?
Ja, könnte man meinen. Interessanterweise beeinflusst die Namensgebung aber unsere Einstellung zu diesem Thema.
Es ist viel schwieriger ein freundliches Kommando zu geben als ein freundliches Signal. Ein Kommando ist nicht freundlich. Ein Kommando ist deutlich, zackig und impliziert, dass derjenige, der das Kommando gibt, nämlich der Kommandant, in der Hierarchie deutlich über dem Befehlsempfänger steht. Das ist also keine Kommunikation auf Augenhöhe.
Nun wissen wir ja, dass es in erfolgreichem Hundetraining nicht um Hierarchien und Dominanzgehabe geht. Es geht um Fairness und Vertrauen. Ich möchte, dass mein Hund, das, was ich da lautiere und/oder mit Handzeichen kommuniziere, versteht und die entsprechende Aktion ausführt, ohne dass ich Druck auf ihn ausüben muss. Mehr wie ein tatsächlicher Freund. Unseren Freunden geben wir schließlich auch keine Kommandos, oder? Wir kommunizieren freundlich miteinander und erwarten, dass auch mit uns freundlich umgegangen wird. Kommt dann plötzlich jemand um die Ecke und meint, mir Kommandos oder Befehle geben zu müssen, würde ich mich zu Recht fragen, welches Problem diese Person da gerade umtreibt.
Natürlich denken Hunde nicht so. Aber sie merken schon, wie der Mensch ihnen gegenüber eingestellt ist. Ob er sich aggressiv, genervt und fordernd verhält, oder ob er sich freut und Spaß daran hat, mit seinem Hund zu arbeiten.
Unsere Hunde folgen uns so viel lieber, wenn wir Ihnen positiv gestimmt begegnen. Wenn wir Ihnen vermitteln, dass es Spaß machen kann, mit uns zu interagieren. Dass auch wir ihnen spannende Eindrücke und interessante Aufgaben bieten können, anstatt sie nur in ihrer Bewegungsfreiheit zu begrenzen. Was letztendlich dazu führen soll, dass sie uns gerne folgen. Dass sie gerne zu uns kommen, wenn wir sie abrufen.
Das ist der feine Unterschied.